Warum Konzerne Verantwortung übernehmen müssen – Beispiel Kakao
Der wichtigste Rohstoff für Schokolade ist Kakao. Er ist auch der problematischste und eng verbunden mit Armut, illegaler Abholzung und Kinderarbeit. Strengere Regeln für Konzerne könnten das ändern.
Das Strukturproblem
70 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos stammen aus Westafrika. Den Grossteil dieses Kakaos produzieren Millionen von Bauernfamilien mit kleinen Parzellen und tiefen Erträgen. Die Kakaoproduzent:innen, mit denen wir in Togo zusammenarbeiten, bewirtschaften beispielsweise rund 1.5 Hektar Land und erzielen Erträge von knapp 400 Kilo pro Hektar.
Bei den aktuellen Preisen für Kakao – auch Fairtrade – ist unter dieser Voraussetzung kein existenzsicherndes Einkommen möglich. Demensprechend leben die Menschen, die Kakao anbauen in tiefer Armut. Die Folgen dieser Armut: illegale Waldrodungen für mehr Anbaufläche, breiter Einsatz von Pestiziden für mehr Ertrag sowie oftmals Kinderarbeit.
Was die Anbaustrukturen in diesem Kontext bedeuten und wer den Kakaopreis bestimmt lesen Sie in unserem Blogbeitrag Was ist Kakao wert?
Ein Gesetz, das Konzerne zur Rechenschaft zieht, fehlt – noch
Seit 1. Januar 2022 gilt in der Schweiz der Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungs-Initiative. Dieser verpflichtet Unternehmen lediglich zu einem Nachhaltigkeitsbericht. Bei Verstössen gegen dieses Gesetz passiert jedoch nichts. Konzerne können im Ausland also weiterhin Kakao und andere Rohstoffe aus fragwürdigen Quellen beziehen, ohne dafür belangt zu werden.
In der EU könnte das bald anders aussehen. Die Europäische Kommission hat im Februar 2022 einen Vorschlag für ein EU-weites Sorgfaltspflichtengesetz angenommen. Es soll sicherstellen, dass Unternehmen Menschenrechte und Umweltstandards einhalten.
Der EU-Vorschlag ist inspiriert von der Schweizer Konzernverantwortungs-Initiative, geht in einigen Punkten aber noch weiter. Zum Beispiel sieht er eine europäische Aufsichtsbehörde vor, die sich um die Durchsetzung und die Einhaltung der Richtlinien kümmern soll. Ausserdem sollen Konzerne für Vergehen ihrer Zulieferer zur Rechenschaft gezogen werden können.
Der Vorschlag ist aber noch kein beschlossenes Gesetz. Im Juni 2023 stimmte das EU-Parlament dem Entwurf für das Sorgfaltspflichtengesetz deutlich zu. Damit ist das Gesetz einen grossen Schritt weiter, aber noch nicht in trockenen Tüchern.
Aktuell finden Verhandlungen zwischen EU-Parlament, -Kommission und -Rat sowie mit den Mitgliedstaaten statt. Bis Ende 2023 soll es verabschiedet werden. Mit unserem Angry Gorilla kämpfen wir dafür, dass das Gesetz rasch und ohne weitere Abstriche angenommen wird.
Kakao bei gebana
Unseren eigenen Berechnungen nach müsste der Kakaopreis für die aktuelle Grösse der Anbauflächen ungefähr doppelt so hoch sein wie der gegenwärtige Marktpreis. Nur dann würde sich die Situation der Bauernfamilien ernsthaft verbessern. Das Problem dabei: Niemand im Grosshandel will so teuren Kakao kaufen.
Wir ergänzen deshalb den regulären Fair-Trade- und Bio-Marktpreis, mit unserem gebana Modell. Das ist eine direkte Umsatzbeteiligung für Bauernfamilien. Im Fall von Togo bedeutet das, dass die biozertifizierten Bauernfamilien 10 Prozent des Endverkaufspreises unserer Schokolade erhalten.
Diese zusätzliche Prämie verteilen wir aus Fairness an alle Bio-Bauernfamilien und nicht nur an die 15, die tatsächlich den Kakao für unsere Schokolade liefern – wir verarbeiten etwa 7 Tonnen Kakao pro Jahr zu Schokolade, kaufen aber 180 Tonnen ein, die wir im Grosshandel weiterverkaufen.
Wer also bei uns im Onlineshop Schokolade kauft, verschafft den Bauernfamilien bereits einen deutlich besseren Preis als etwa beim Kauf einer Fair-Trade-Schokolade im Supermarkt. Doch dieser Preis ist immer noch zu tief. Damit wir mit dem gebana Modell in Togo wirklich etwas bewirken können, müssen wir viel mehr Schokolade verkaufen. Oder den Grosshandel miteinbeziehen. Erste Verbesserungen haben wir bereits erreicht. In unserem Blogbeitrag Der steinige Weg zu gerechterer Schokolade erfahren Sie mehr dazu.
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Kämpfen Sie mit uns für ein griffiges Lieferkettengesetz!
Machen Sie gemeinsam mit uns nochmals Druck bei den Entscheidungsträger:innen in der EU und schicken Sie ihnen eine Postkarte mit Ihrem Angry Gorilla. Die Botschaft: Sie sollen sich dafür einsetzen, dass das Lieferkettengesetz möglichst rasch und ohne Abstriche angenommen wird.