Boom bei den Ökobilanzen – auch dank immer umfassenderen Datensätzen

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Umwelt

Ökobilanzen werden in Politik und Wirtschaft mehr und mehr genutzt. Mit ihnen lassen sich die Umweltwirkungen von Produkten umfassend analysieren. Ein wichtiges Hilfsmittel sind Datenbanken, von denen die grösste, die Datenbank Ecoinvent, aus der Schweiz stammt.

Lukas Denzler, 5. März 2008, Neue Zürcher Zeitung

.... Ein besonderes Augenmerk richtet sich derzeit wegen des Klimawandels auf die CO 2 -Bilanz. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die CO 2 -Bilanz in vielen Fällen ein guter Indikator für die gesamten Umweltwirkungen eines Produkts sei, sagt Stefanie Hellweg, Professorin für ökologisches Systemdesign an der ETH Zürich. Entscheide jedoch nur darauf abzustützen, wie sich die CO 2 -Emissionen möglichst stark reduzieren liessen, hält Hellweg für problematisch. Als Beispiel nennt sie einige Technologien, die die Umwelt sauberer machen, aber den Energieverbrauch erhöhen. Dazu gehören die heute übliche Abwasserbehandlung oder die Rauchgasreinigung bei der Abfallverbrennung. Diese verschlechterten zwar die CO 2 -Bilanz, so Hellweg. Auf sie zu verzichten, brächte aber sauren Regen, dreckige Luft und stark verschmutzte Gewässer mit sich – was sich in der Ökobilanz ebenfalls niederschlüge.

Eine ganzheitliche Betrachtung ist auch bei den Biotreibstoffen erforderlich. Diese könnten, obwohl CO 2 -arm im Gebrauch, laut zahlreichen Studien der letzten Monate nämlich dramatische ökologische Schäden wie etwa die Zerstörung tropischer Regenwälder nach sich ziehen. Auch ist zu befürchten, dass Biotreibstoffe die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treiben. Eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) kam im Mai 2007 zum Schluss, dass einige Biotreibstoffe die Treibhausgasemissionen gegenüber Benzin zwar um mehr als 30 Prozent reduzieren. Anbau und Herstellung der verwendeten Pflanzen verursachen hingegen oft höhere Umweltbelastungen als Benzin und Diesel.
Steuerbefreiung von Ökobilanz abhängig
Eine genaue Betrachtung des einzelnen Falls ist indes unerlässlich. So schneidet etwa Biodiesel aus Soja in der Empa-Studie sehr schlecht ab, weil für die Sojaproduktion oft Regenwald gerodet wird. Die Zürcher Firma Gebana, die auf den Import von biologisch produzierten Lebensmitteln aus der Dritten Welt spezialisiert ist, hat letztes Jahr zusammen mit Migrol jedoch Biodiesel aus brasilianischem Soja lanciert, der ökologische Kriterien sowie jene des fairen Handels erfüllt. Bestätigt wird das durch die eigens für dieses Produkt durchgeführte Ökobilanz. Diese fällt positiv aus, weil die Bauern keinen Urwald roden, ihre Flächen nicht bewässern und keine synthetischen Dünger und Pestizide anwenden. Das Öl ist ein Nebenprodukt der Verarbeitung von Sojabohnen und steht somit auch nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Dass Ökobilanzen in der Schweiz derzeit gerade bei Biotreibstoffen so hoch im Kurs stehen, ist kein Zufall. Das Parlament hat im März 2007 nämlich entschieden, Biotreibstoffe nur von der Mineralölsteuer zu befreien, wenn diese über eine positive ökologische Gesamtbilanz verfügen – eine Bestimmung, die laut Fachleuten bisher einmalig und wegweisend für die Zukunft ist. ...

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