Ernten, was man nicht gesät hat

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Umwelt Einblicke

Seit einigen Jahren ist in Brasilien der Anbau von genmanipuliertem Soja erlaubt. Für die Biobauern der gebana Brasil stellt dies ein ernsthaftes Problem dar.

Roberto Rama

Es ist die Zeit der Sojaernte in Capanema, im Südosten Brasiliens, auch für den Biobauern Roberto Rama. Nachbar Ernesto hat seinen Mähdrescher und seine Fahrdienste gegen ein Entgelt zu Verfügung gestellt, Freund Mindo seinen Lastwagen für den Transport.

Roberto Rama kann zufrieden sein, die Trockenperiode hat seinen Pflanzen kaum geschadet, die hellgelben Bohnen sind von guter Qualität. Seit November hat er nach biologischen Demeter Richtlinien gepflanzt, gesät und gejätet. Dies bedeutet deutlich mehr Arbeit, wird jedoch am Ende der Erntezeit mit bis zu 60% höheren Preisen gegenüber dem Lokalmarkt vergütet. Doch Roberto Rama bleibt vorsichtig, denn er weiß, dass die Benutzung des Mähdreschers Gefahren birgt. In den letzten Wochen haben auch andere Bauern diesen benutzt, unter Ihnen auch welche, die genmanipuliertes Soja anbauen. So können Geräte und Ladeflächen von Lastwagen verunreinigt werden und selbst bei gründlicher Reinigung noch Spuren genveränderter Pflanzen aufweisen.

Wenige Stunden später bewahrheitet sich Roberto Ramas Sorge: Ein Schnelltest bei der Annahmestelle der gebana Brasil zeigt, dass sein Soja winzige Spuren von genveränderten Organismen (GVO) enthält. Sein Soja wird gesondert behandelt und darf nicht mehr in den Export. Die Bioprämie bekommt er von der gebana Brasil dennoch, denn den Bauern trifft keine Schuld. Doch das Resultat des Schnelltests ist trotzdem frustrierend für ihn: „Ich baue bewusst schon viele Jahre biologisch an, da macht man alles gewissenhaft und trotzdem nützt es nichts. Genverändertes Soja ist für uns ein ernsthaftes Problem”, bemerkt Roberto Rama ernüchtert. Dabei sind nicht nur Verunreinigungen ein Problem, auch feiner Blütenstaub von benachbarten GVO-Feldern kann die biologisch angebauten Felder kontaminieren. Das wissen alle Beteiligten, doch wirklich sorgen tut es nur die betroffenen Biobauern.

Nur wenige Kilometer entfernt ist auch Abelino Murinelli dabei, sein Feld zu ernten. Er zeigt uns lächelnd sein Arbeitsgerät, eine Sichel, und erklärt, dass er seine gesamte Sojapflanzung von Hand mähen wird. Familie und Nachbarn helfen ihm dabei. Man lacht, amüsiert sich über unseren Besuch und nimmt die längere und härtere Arbeit in Kauf. „Dass es länger dauert, macht mir nichts aus. Mehr Arbeit ist bei uns Biobauern sowieso Tagesordnung. Aber so weiß ich, dass keine einzige Bohne verloren geht und dass mein Soja sauber bleibt”, erklärt uns Abelino Murinelli.

Der Anbau genveränderter Organismen stellt für die biologisch pflanzenden Bauern in Capanema und somit auch für die gebana Brasil ein großes Problem dar, dessen Lösung nicht in tagelanger Handarbeit liegen kann. Dabei verbietet ein Gesetz jegliche genmanipulierte Pflanzung in einem Umkreis von 10km um jeden brasilianischen Nationalpark, so auch um den Nationalpark von Iguaçú, an den Capanema direkt angrenzt. Die Verabschiedung des Gesetzes 2007 hat allerdings nichts bewirkt, genmanipuliertes Soja gehört in der Region Capanema nach wie vor zum gängigen Bild. Seit Februar diesen Jahres wird die Durchsetzung des Gesetzes allerdings neu verhandelt, dies lässt Hoffnung aufkommen: Sowohl für die Biobauern als auch für die gebana Brasil wäre die strikte Durchsetzung eine große Erleichterung.

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