Produktion Umwelt

Die Herstellung von Olivenöl hat in Palästina eine lange Tradition. Und die ist heute wichtiger denn je.

Olivenernte

Für viele Palästinenser im Westjordanland ist der arabische Ausdruck «Sumud», zu Deutsch «Standhaftigkeit», zu einer Art Leitspruch geworden. Denn seit Jahren ist jegliche Art von Entwicklung schwierig.

Die Menschen rechnen täglich mit Nachrichten über Zerstörungen, Übergriffen durch israelische Siedler und dem Bau neuer, sie einschränkender Zäune. Gemäss internationalem Recht gehört es zu Israels Pflichten als Besatzungsmacht, palästinensische Zivilisten und deren Eigentum zu schützen, den Bauern einen sicheren Zugang zu ihren Feldern zu garantieren und jene zur Rechenschaft zu ziehen, die sie daran hindern wollen. Soweit die Theorie.

In der Praxis kann beinahe jedes Stück Land von heute auf morgen von Israel zur Sicherheitszone erklärt und damit den Bauern der Zutritt verwehrt werden. Besonders Anbaugebiete, die an israelische Siedlungen grenzen, sind häufig davon betroffen. Die Bauern benötigen dann eine Genehmigung, um weiterhin auf ihre Felder zu kommen und müssen Tore passieren, die jedoch oft willkürlich zu- und aufgeschlossen werden. Die Ernte kann darum meist nur an wenigen Tagen eingeholt werden, unabhängig vom Wetter oder der Reife der Früchte. Für die Bauern ist es so fast unmöglich, ihre Felder effizient zu bewirtschaften.

Wenn sie ihr Land jedoch mehr als drei Jahre nicht bestellen, kann es konfisziert werden – ohne Rücksicht darauf, was zur Nichtbewirtschaftung geführt hat. So ist die Tatsache, dass sich die Oliven-Ernte in den letzten 15 Jahren von jährlich rund 30'000 auf 20'000 Tonnen reduziert hat, nicht etwa auf einen geringeren Ertrag der Bäume zurückzuführen, sondern darauf, dass die Bewegungsfreiheit der Palästinenser immer weiter eingeschränkt wird.

Und selbst wenn die Bauernfamilien Zugang zu ihrem Land haben, können sie es oft nicht ungestört bewirtschaften. Gerade während der Ernte kommt es immer häufiger zu Übergriffen durch israelische Siedler. Jedes Jahr reisen deshalb Erntehelfer aus Europa ins Westjordanland. Ihre Aufgabe ist es in erster Linie, präsent zu sein wenn es zu Vorfällen kommt und Eskalationen nach Möglichkeit abzuwenden; die Mitarbeit als Arbeitskraft bei der Ernte ist zweitrangig.

Haus_Olivenbaum

Fruchtbares Land

Die Fläche des Westjordanlands ist heute etwa so gross wie die des Kantons Bern. Die Bauernfamilien produzieren Mandeln, Datteln, Tomaten und Gewürze und legen terrassenförmige Olivenhaine an. Drei Viertel aller Bäume hier sind Olivenbäume. Das Land ist fruchtbar und weil Waren, anders als Menschen, relativ einfach über die Grenzen gelangen. kann mit ihnen ein Einkommen generiert werden.

Unser Partner, der Verein «Kampagne Olivenöl», hat sich ebendiese Fruchtbarkeit zunutze gemacht und setzt sich seit nunmehr 16 Jahren vor Ort dafür ein, trotz der politischen Situation etwas zu bewegen und Perspektiven zu entwickeln. Zusammen mit verschiedenen Partnern wurde ein Olivenöl in Bio- und Extra Vergine-Qualität entwickelt, welches nach Westeuropa exportiert und hier verkauft wird. Was aus Betroffenheit über die nahöstlichen Entwicklungen begann, ist heute zu einem wichtigen Absatzkanal für Olivenöl und die Gewürzmischung Za’tar geworden.

Mit dem Gewinn unterstützt die «Kampagne Olivenöl» verschiedene Hilfsprojekte in Palästina. Eines davon ist das gerade entstehende Ökodorf Farkha. Verantwortlich für dessen Entwicklung ist der Agrarökonom Saad Dagher. Er war bereits entscheidend daran beteiligt, die Qualität des Olivenöls zu entwickeln und engagiert sich jetzt unter anderem als ehrenamtlicher Leiter der Arab Agronomist Association (AAA). «Der Boden ist unsere Grundlage, er ist alles, was wir haben. Darauf müssen wir bauen» sagt Saad Dagher.

Das Ziel seines Projekts sieht Saad Dagher darin, in Palästinas Dörfern eine Lebensweise zu etablieren, die unter anderem die Selbstversorgung der Einwohner gewährleistet. Vor einigen Jahren konnte Saad Dagher die Bevölkerung des Dorfes Farkha für sein Vorhaben gewinnen. Es liegt 30km nördlich von Ramallah und ist Heimat von rund 1500 Menschen, 3500 Schafen, Ziegen und Kühen. Hier soll sich eine Landwirtschaft entwickeln, in der gesunde Nahrungsmittel für Menschen und Tiere produziert werden, während mit der Natur und ihren Ressourcen rücksichtsvoll umgegangen wird. Nach und nach werden die Familien angelernt, agrarökologisch zu wirtschaften, Regenwasser zurückzuhalten, Solarenergie zu nutzen, Grüngut als Kompost zu verwenden und vieles mehr. Es sind bereits ein Trainingszentrum, ein Lehrgarten und eine Baumschule entstanden. Das Projekt wächst, das Dorf entwickelt sich und es machen immer mehr Bauern mit. Sobald Saad Dagher mit Farkha am Ziel ist, möchte er auch die umliegenden Dörfer in Palästina transformieren.

Olivenbaum im Westjordanland

Projekte sollen Hoffnung machen

Die Olivenölproduktion, das Ökodorf und auch die weiteren Projekte (s. unten), die die «Kampagne Olivenöl» mit dem Erlös aus dem Olivenöl unterstützt, haben vor allem ein Ziel: Sie sollen Hoffnung ausstrahlen und den Palästinensern, insbesondere den Jungen und den Frauen, trotz aller Einschränkungen eine Perspektive aufzeigen.

Gerade in dieser ungewissen Zeit, in der von jedem Baum, den man heute pflanzt, morgen vielleicht nichts mehr übrig ist. Doch die «Kampagne Olivenöl» und all die Partnerorganisationen vor Ort haben sich geeinigt, dass auch sie sich eines auf die Fahne schreiben: Sumud.

Solidaritätsbeitrag

Wir als gebana unterstützen den Verein «Kampagne Olivenöl» seit Beginn des Projekts durch die Organisation des Imports und den Verkauf des Olivenöls an unsere Kunden und Kundinnen, an Läden und Restaurants. Zudem geben wir pro verkauftem Liter Olivenöl ein Solidaritätsbeitrag in Höhe von 2 Franken/1.85 Euro zur Finanzie-rung von Hilfsprojekten an die «Kampagne Olivenöl» weiter.

Vielfältiges Engagement

Die Projekteunterstützung der «Kampagne Olivenöl» ist breit gefächert. Es werden Kindergärten in Flüchtlingslagern im Libanon unterstützt und zu Ramadan Öl und Datteln für die Ärmsten in einem Flüchtlingslager in Gaza finanziert. Ausserdem wird ein Wind- und Solarenergie Projekt in Susya im kargen Hochland südlich von Hebron vorangebracht, wo den Bewohnern der Zugang zu Strom und Wasser verweigert wird. Zudem hilft die «Kampagne Olivenöl» der Palestinian Medical Relief Society mit Geldspenden, junge Frauen zu Dorfpflegerinnen auszubilden. Diese braucht es dringend, denn oftmals sind die Dörfer abgelegen und die Strasse in marodem Zustand oder gleich ganz gesperrt. Gerade für chronisch Kranke ist geschultes, medi-zinisches Personal vor Ort daher wichtig.

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