Einsame Bio-Pioniere in Tunesien

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Produktion

Unser tunesischer Mandel- und Pistazienlieferant Skaya engagiert sich seit rund 20 Jahren in der biologischen Landwirtschaft. Doch es ist schwierig, mehr Bio-Produzent:innen zu finden. Die Gründe dafür sind fehlende Infrastruktur und Subventionen, aber auch die Mentalität.

Seit 2018 bezieht gebana Bio-Mandeln und Pistazien von der Firma Skaya in Tunesien. Der Kleinbetrieb sitzt in der Bergregion Kasserine, in der Nähe des Dorfes Thala. Dort haben die Firmengründer Rachid Skander Hamzaoui und seine Frau Eya etwa 40 Hektar Land, das Rachid von seinem Vater erbte. Dieses Erbe und der Wunsch, in ihrer Heimat etwas zu bewirken, machten Rachid und Eya Hamzaoui zu Pionieren im biologischen Anbau von Mandeln und Pistazien in Tunesien.

In Tunesien gibt es gemäss Rachid Hamzaoui zwar eine Nachfrage nach Bio-Produkten. Aber 90 Prozent der Bio-Produkte machen Datteln und Olivenöl aus, wie er sagt. Diese beiden Produkte sind auch die einzigen Sektoren der tunesischen Landwirtschaft, die Subventionen vom Staat erhalten. Das zeigt sich auch beim Blick auf die Zahlen des Landwirtschaftsministeriums: Zwischen 2002 und 2019 ist die Bio-Anbaufläche in Tunesien von 18'600 Hektar auf 326'000 Hektar gestiegen. Allerdings standen 2019 auf fast 80 Prozent dieser Fläche nur Olivenbäume.

Fehlende Infrastruktur und Skepsis

Doch die fehlenden Subventionen sind nicht allein verantwortlich für den kaum vorhandenen Bio-Mandelanbau im Land. Grundsätzlich ist der Mandelbau attraktiv: Die lokale Nachfrage ist gross und die Preise, zusätzlich gestützt durch hohe Importzölle, entsprechend hoch. Bauernfamilien können mit Mandeln darum höhere Einkommen erzielen als beispielsweise mit Getreideanbau.

Biologisch produzierte Mandeln bringen nochmals rund 20 Prozent mehr ein als konventionelle. Doch die tunesischen Produzent:innen sind schwer zu überzeugen. "Man muss die Leute erst an den Bio-Anbau heranführen", sagt Rachid Hamzaoui: "Wir befinden uns noch im Nischenstadium: Es gibt keine Logistik, keine Lieferketten, keine Infrastruktur und keine Kooperativen, die sich für die Produzent:innen einsetzen." Solange sich daran nichts ändere, werde das Angebot an lokal produzierten Bio-Produkten gering bleiben, ist er überzeugt.

Eine weitere Hürde für viele tunesische Produzent:innen ist aus Sicht von Rachid Hamzaoui die Verbindlichkeit im Bio-Anbau. "Sie müssen beweisen, dass ihr Land wirklich ihnen gehört. Das macht ihnen Angst. Sie fürchten, über den Tisch gezogen zu werden und sie fürchten die Verpflichtungen", erklärt er.

Gleichzeitig müssen sich die Produzent:innen weiterbilden, das nötige Wissen erwerben, um den Ertrag ihrer Bäume zu steigern. Das Problem sei die Mentalität der Menschen, sagt Rachid: "Ein altes arabisches Sprichwort besagt, dass man erst sehen und dann handeln soll. Für die Umstellung auf Bio-Anbau ist das leider die falsche Reihenfolge."

Als Beispiel vorangehen

Die Herausforderung besteht darin, Fachwissen in entlegene Gebiete zu bringen. Rachid ist derzeit im Kontakt mit dem Institut de l'Olivier in Sfax für ein zukünftiges Pilotprojekt. Im Rahmen dieses Projekts lässt er Fachleute auf einem Teil seines Landes mit innovativen Methoden experimentieren. Seine Hoffnung: Wenn andere Produzent:innen sehen, was da passiert und dass es funktioniert, erzählen sie es weiter. "So verbreiten sich die Verbesserungen vielleicht", hofft er.

Den ersten Schritt dieser Mund-zu-Mund-Propaganda machten Rachid und Eya selbst, indem sie die Nachbarn rund um ihren Hof vom Bio-Anbau überzeugten. Zwei Landwirte schlossen sich ihnen bereits an. Und die Nachbarn erzählten es wiederum ihren Nachbarn. Inzwischen haben sechs weitere Bauernfamilien Interesse bekundet, künftig Bio-Mandeln an Skaya zu liefern.


Verwendete Quellen

Centre Technique de l’Agriculture Biologique : Le secteur de l’agriculture biologique en Tunisie. http://www.ctab.nat.tn/index.php/fr-fr/situation-du-secteur/tunisie/statistiques (abgerufen am 8.06.2022)

Le Monde (2021): Au Maghreb, l’agriculture bio et organique en plein essor. https://www.lemonde.fr/afrique/article/2021/11/08/au-maghreb-l-agriculture-bio-et-organique-en-plein-essor_6101351_3212.html (abgerufen am 8.06.2022)

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