Acht Jahre Starthilfe für gerechteren Handel
Während 8 Jahren boten wir auf unserer Plattform für Crowd-Projekte Kleinstproduzent:innen eine Starthilfe in den internationalen Handel. Werfen wir einen Blick zurück auf die grössten Erfolge und Misserfolge.
Edelschokolade aus dem Regenwald, Blütenreis vom Himalaya oder würzige Saucen aus Ostafrika: Weltweit stellen Kleinstproduzent:innen hervorragende Produkte her, aber ihnen fehlt der Zugang zu einem gewinnbringenden Markt. Mit dem Ziel, solche Produzent:innen mit unserem Know-how zu unterstützen und ihnen einen ersten Export zu ermöglichen, lancierten wir 2016 unsere Plattform für Crowd-Projekte. Nun ist unsere Plattform in die Jahre geraten – die Erneuerung der Technik wäre ein zu grosser Aufwand. Deshalb stellen wir sie ein.
In den acht Jahren ermöglichten wir mit der Plattform über 60 Produzent:innengruppen aus aller Welt einen ersten Export. Die erfolgreichen Projekte brachten Wertschöpfung und Zukunftsperspektiven für die Produzent:innen, andere scheiterten an den zahlreichen Herausforderungen des internationalen Handels. Lesen Sie hier von Highlights und Rückschlägen.
Die grössten Erfolge
Gleich drei Mal bot Bhutan Blossoms ihre Tees, Risottos und Gewürzsalze mit Blüten vom Himalaya über unsere Plattform an. Basierend auf den Feedbacks der Unterstützenden entwickelte das Team ihre Produkte jedes Mal weiter. Mittlerweile hat Bhutan Blossoms einen eigenen Webshop, wo Sie ihre Spezialitäten per Crowd-Order bestellen können.
Ganze 7000 Tafeln Schokolade aus hochwertigem Single-Origin-Kakao aus dem Regenwald in Ecuador verkaufte Choco Samona über unsere Plattform – so viele Einheiten wie kein anderes Projekt! Die Chocolatiers aus dem Regenwald stellen nach wie vor Schokolade her. Aktuell ist sie auf der Plattform Mind Up Food auf Vorbestellung erhältlich.
2016 startete das Vorhaben von Isule, via unsere Plattform handgepflückten Arabica-Kaffee aus Westuganda nach Europa zu bringen. Mittlerweile hat sich das Projekt zum erfolgreichen Unternehmen mit eigenem Webshop und Kaffeemobil entwickelt.
Ebenfalls sehr erfolgreich waren die beiden Erstimporte, die wir gemeinsam mit gebana Togo durchführten. Sowohl die vollständig in Togo hergestellte Schokolade sowie die Hirsesorte Fonio waren innert kürzester Zeit ausverkauft. Wegen der grossen Beliebtheit der Produkte entschlossen wir, beide fest in unser Sortiment aufzunehmen. Hier können Sie die das Fonio bestellen. Die Schokolade aus Togo wird voraussichtlich ab Herbst 2024 in unserem Shop verfügbar sein.
Es klappt nicht immer
2019 kam das Team um das Projekt Makasi auf uns zu, um über unsere Plattform aus Bambus gefertigte Strohhalme von der Insel Bali anzubieten. Leider startete das Projekt kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Unsere Partner:innen in Indonesien sahen sich gezwungen, auf ihre Heimatinseln zurückzukehren. Wir konnten sie nicht mehr erreichen und mussten das Projekt abbrechen.
Beim ersten Export von Lebensmitteln fehlt den Kleinunternehmen oft die Erfahrung für das korrekte Verpacken und die optimalen Lager- und Transportbedingungen für ihre Ware. Trotz bestmöglicher Unterstützung unsererseits, kamen einige wenige Produkte ungeniessbar bei uns an. Die Gewürzmischungen aus Tansania, die 2021 eintrafen, enthielten beispielsweise verschimmelte Pfefferkörner und wir mussten eine Rückruf-Aktion starten. Den Dal aus Nepal konnten wir Ende 2023 leider nicht an die Unterstützenden ausliefern, da einige der Linsenkörner Fremdkörper aufwiesen, die wir nicht identifizieren konnten.
Die grössten Hürden: Pandemie und Putschs
Das Projekt, bei dem die Unterstützenden am längsten auf ihr vorbestelltes Produkt warten mussten beziehungsweise immer noch müssen ist das Traceable TreeShirt aus Burkina Faso. Gemeinsam mit dem Modelabel NIKIN, der Entwicklungsorganisation ecos und dem ETH-Startup Haelixa starteten wir das Projekt Ende 2019 mit dem Ziel, ein rückverfolgbares T-Shirt mit Bio-Baumwolle aus Burkina Faso herzustellen. Über 4 Jahre später konnten wir das Shirt noch immer nicht ausliefern (Stand Juli 2024). Die Pandemie, der volatile Bio-Baumwollmarkt in Burkina Faso sowie die zwei Militärputschs im Land brachten immer neue Verzögerungen für das Projekt.
Der Export von Tee und Kaffee aus Myanmar vom Startup Nat Coffee gehörte zu den herausforderndsten Projekten auf unserer Plattform. Durch den Militärputsch in Myanmar 2021 kam es zu starken Verzögerungen beim Versand des Tees und die erste Lieferung verdarb. Beim zweiten Versuch kam nur eines von zwei Paketen in unserem Lager an. Die Startup-Gründerin brachte einen Teil der Lieferung deshalb kurzerhand persönlich mit auf ihrer Rückreise. Der Kaffee aus Myanmar wurde wiederum vom Militärregime beschlagnahmt und konnte nicht exportiert werden.
Crowdfundings für Burkina Faso und Schweizer Abstimmungskampf
Neben der Starthilfe für Kleinstproduzent:innen nutzten wir unsere Plattform auch für eigene Crowdfundings. Ende 2017 baten wir unsere Community um Hilfe, um unsere Tochtergesellschaft in Burkina Faso zu retten. Das Unternehmen war durch eine schlechte Mangoernte und stark steigende Cashewpreise in finanzielle Schieflage geraten. Unterstützende konnten auf unserer Plattform Cashews und getrocknete Mangos aus Burkina Faso vorbestellen mit der Aussicht, diese in 5 Jahren zu erhalten – sofern es das Unternehmen dann noch geben sollte. 2841 Menschen unterstützen uns mit einer Gesamtsumme von 766‘564 Franken, mit denen wir unsere Tochtergesellschaft wieder wirtschaftlich machten. Heute schreibt gebana Burkina Faso schwarze Zahlen und wir konnten die versprochenen Produkte 2022 an die Unterstützenden ausliefern.
Vier Jahre später starteten wir ein neues Crowdfunding für gebana Burkina Faso. Denn das Unternehmen ist mittlerweile wieder erfolgreich, doch unser Verarbeitungsbetrieb vor Ort stösst zunehmend an seine Kapazitätsgrenzen. Mit dem Projekt Walls Against Walls sammelten wir Spenden, um eine neue, grössere Fabrik zu bauen. Im Gegenzug konnten sich die Unterstützenden einen Druck eines der Kunstwerke , die uns diverse Künstler:innen zur Verfügung stellten, aussuchen. 2082 Menschen unterstützen unser Projekt. Zusammen mit dem Risikokapital einer Stiftung konnten wir 960‘569 Euro für unser Vorhaben zusammenbringen. Die Belle usine ist aktuell im Bau!
2020 unterstützten wir zudem die Schweizer Konzernverantwortungsinitiative (KOVI). Über unsere Plattform liess sich der Abstimmungskampf mit einer Spende unterstützen. Im Gegenzug erhielten die Spender:innen Schokoladetafeln mit Kakao von gebana Togo. Insgesamt sammelten wir 186‘720 Franken. Leider scheiterte die Initiative im November 2020 an der Urne sehr knapp.
Information zu noch laufenden Projekten
Bei folgenden Crowd-Projekten konnten die Projekt-Teams ihre Produkte noch nicht an die Unterstützer:innen ausliefern. Dies ist der aktuelle Stand der Projekte (zuletzte aktualisiert Ende Juli 2024):
- Paranüsse aus Suriname
Bevor die Nüsse nach Europa exportiert werden können, müssen sie auf Aflatoxine (Schimmelpilze) analysiert werden. Da es in Suriname kein solches Labor gibt, schickt das Projektteam Muster nach Deutschland. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen, deshalb rechnen wir mit dem Eintreffen der Nüsse frühestens im Spätsommer 2024. - Paranussaufstrich aus Bolivien
Aktuell prüfen wir die Muster des Aufstrichs, welche uns das Projektteam gesendet hat. Sobald diese freigegeben sind, kann der Export starten. Wenn alles nach Plan verläuft, werden die Aufstriche im August oder September 2024 bei Ihnen eintreffen. - Traceable TreeShirt aus Burkina Faso
Aktuell werden die TreeShirts vor Ort produziert. Allerdings kommt es dabei immer wieder zu Verzögerungen und neuen Problemstellungen. Leider können wir noch nicht absehen, wann die Shirts bereit für den Versand sind. Die Auslieferung wird frühestens im Herbst 2024 erfolgen.