Ob draussen im Park, nach dem Zmittag im Coworking Space oder nach dem Einkaufen - Verpackungen sind allgegenwärtig und vor allem eins: sichtbar. Das macht es einfach, sie stellvertretend für den masslosen Umgang mit unseren Ressourcen zu nennen und bietet den idealen Nährboden, um uns in den sozialen Netzwerken gegenseitig im Plastikverzicht zu übertrumpfen. Aber kann es sein, dass wir dadurch den Blick aufs Ganze verlieren?
Gastbeitrag von Martina Wyrsch, Tiefgrün GmbH - Nachhaltigkeit richtig anpacken - Zukunft mitgestalten
Verpackungen werden oftmals in Zusammenhang mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt thematisiert und stehen deshalb in der Kritik. Wenn wir aber unseren Nahrungsmittelkonsum insgesamt etwas genauer unter die Lupe nehmen, zeigt sich ein differenzierteres Bild: Ein Drittel der Umweltbelastungen, verursacht durch unseren Konsum, geht auf das Konto der Ernährung*.
Der grösste Anteil (43 Prozent) ist auf den Verzehr tierischer Produkte zurückzuführen. Die Verpackung spielt im Vergleich dazu eine untergeordnete Rolle. Ihr Anteil liegt lediglich bei rund 1 Prozent. Auch der Transport von Produkten schenkt insgesamt nicht besonders ein, mit Ausnahme von Flugtransporten.
Aufteilung der Umweltbelastungen der Ernährung in der Schweiz, Quelle: Factsheet Umweltgerecht essen, WWF, 2016; Grafik: Tiefgrün
Es wäre also viel wirksamer zu überdenken, was wir essen, wieviel wir essen und wie etwas produziert wurde.
Trotzdem ist es wichtig, über Verpackungen zu sprechen, weil wir tagtäglich mit dem Thema konfrontiert sind. Ausserdem ist es für uns KonsumentInnen oft schwierig, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es lohnt sich daher, etwas genauer hinzuschauen.
Fakt ist, jede Art von Verpackung hat Auswirkungen auf die Umwelt, denn sie muss ja schliesslich produziert und entsorgt werden.
Man hört oft, keine Verpackung sei die beste Verpackung. Dabei geht leider etwas vergessen: Eine wichtige Funktion der Verpackung ist der Schutz des Inhalts. Wenn also mit Hilfe einer geeigneten Verpackung die Haltbarkeit eines Lebensmittels verlängert und beispielsweise Foodwaste vorgebeugt wird, dann ist das ein sehr entscheidender Faktor. Dies trifft auch zu, wenn die Produkte in Plastik verpackt sind!
Plastik ist praktisch, aber welche Verpackung ist am umweltfreundlichsten? Diese Frage ist leider nicht so einfach zu beantworten. Anhaltspunkte dazu liefert die Studie «Ökobilanz Getränkeverpackungen»**. Darin ist zu lesen, dass leichte oder mehrmals verwendbare Verpackungen solchen, die schwer sind und nur einmal zum Einsatz kommen, tendenziell vorzuziehen sind. Getränkekartons und PE-Behälter (z.B. Milchflaschen) schneiden deshalb relativ gut ab, aber auch Mehrweg-Glasflaschen können mithalten. Einweg-Glasflaschen bilden aufgrund ihres Gewichts und des energieintensiven Recyclingprozesses das Schlusslicht. Was Biokunststoffe betrifft, sind diese nur eine echte Alternative, wenn sie aus landwirtschaftlichen Rest- und Nebenprodukten hergestellt werden. Ansonsten ist die Ökobilanz nicht besser als diejenige von herkömmlichen Kunststoffen***.
Plastikverpackungen haben ein schlechtes Image, weil sie oft für die Entstehung von Mikroplastik verantwortlich gemacht werden. Aber auch hier lohnt es sich tiefer in die Materie einzutauchen. Eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts hat die Herkunft von Mikroplastik untersucht****. Fazit: Der grösste Anteil stammt aus dem Abrieb von Autoreifen! Nun ist es aber weitaus unbequemer, aufs Autofahren verzichten zu müssen, als Plastikverpackungen ins Visier zu nehmen.
Eine Verpackung muss ganz klar den Schutz des Inhalts gewährleisten bei gleichzeitig geringstmöglichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Um die Frische und Haltbarkeit von beispielsweise Nüssen und Mangos zu garantieren und somit Foodwaste zu vermeiden, kann es deshalb durchaus sinvoll sein, diese in Plastik zu verschweissen. Übrigens machen die Plastikverpackungen von Gebana nur rund 2 Prozent des Gesamtgewichts an Verpackungen aus. Man darf daher davon ausgehen, dass die damit verbundenen Umweltauswirkungen insgesamt gering ausfallen.
Wir müssen es akzeptieren: Unser Konsum hinterlässt Spuren, aber diese Spuren können wir formen: Indem wir weniger und bewusster konsumieren und nichts verschwenden. Wir müssen uns deshalb nicht gleich alle vegan ernähren – es würde bereits enorm viel bewirken, wenn wir halb so viel Fleisch essen würden. Bioprodukte sind eine gute Wahl, weil bereits in der Produktion zahlreiche Umweltbelastungen vermieden werden. Der «soziale Fussabdruck» von Produkten – also die Auswirkungen unseres Konsums auf ArbeitnehmerInnen und Gemeinschaften in fernen Ländern – ist ebenso wichtig. Letztendlich geht es darum, sich der grösseren Zusammenhänge bewusst zu werden und sich nicht zu stark in Details zu verlieren.
Gleichzeitig müssen wir unseren Einfluss als KonsumentInnen geltend machen und uns für eine gesunde Ernährung einsetzen, die umweltverträglich und sozial gerecht ist. Und genau aus diesem Grund gönne ich mir im Januar jeweils 13 Kilogramm Orangen aus Griechenland, die ich übrigens nicht mit meinen Nachbarn teile. Als 4-köpfige Familie verschlingen wir sie locker selber. Dafür gibt’s diese nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr. Die Kartonverpackung durfte noch ein paar weitere Funktionen auf ihrem Lebensweg erfüllen: Zuerst als Behälter für den Transport von Flohmarktware, dann als Plakatbasis für den Klimastreik.
* Faktenblatt Ernährung, WWF Schweiz, 2016. Online: https://www.wwf.ch/sites/default/files/ doc-2017-09/2016-06-lehrmittel-faktenblatt-ernaehrung.pdf
**Ökobilanz Getränkeverpackungen, Carbotech, 2014. Online: https://carbotech.ch/cms/wp-content/uploads/Carbotech-LCA-Getraenkeverpackung-2014.pdf
***«Mehr Bioplastik führt nicht zwingend zu mehr Klimaschutz», Pressemitteilung Universität Bonn, 2018. Online: https://www.uni-bonn.de/de/universitaet/presse-kommunikation/presseservice/archiv-pressemitteilungen/2018/329-2018
****Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik, Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits und Energietechnik, 2018. Online: https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/ dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf
gebana AG, Ausstellungsstrasse 21, 8005 Zürich, Schweiz
gebana AG, Ausstellungsstrasse 21, 8005 Zürich, Schweiz
Weltweit ernten und veredeln Kleinbauern und lokale Verarbeiter Produkte von aussergewöhnlicher Qualität. Doch vielen dieser Produzenten fehlt ein guter und stabiler Markt. Über die Plattform Marktzugang können Sie direkt bei diesen Produzenten einkaufen und sie damit beim Zugang zum Markt unterstützen. Das Prinzip dabei heisst Crowdordering (auch Schwarm- oder Sammelbestellung) und ist ein neues Handelsmodell: Viele Konsumenten bestellen gemeinsam ein Produkt, um so eine minimale Liefermenge zu erreichen. Wir von gebana unterstützen die Produzenten mit unserem Knowhow und organisieren die Logistik.
Ermöglichen Sie mit Ihrer Bestellung einen allerersten Export! Aber Achtung: Es ist üblich, dass unerwartete Ereignisse zu Verzögerungen führen oder die Qualität vielleicht noch nicht perfekt ist. Gerade deswegen spielt Ihr Feedback eine entscheidende Rolle. Die Exporterfahrung sowie Ihr Feedback sind für die Produzenten wichtige Schritte Richtung Markt. Als Besteller erleben Sie den ganzen Prozess mit und leisten gemeinsam mit allen Beteiligten Pionierarbeit.
Von diesen Produzenten können Sie einfach und direkt bestellen. Sie erhalten Ihr Produkt, sobald die Mindestmenge erreicht und die Produkte bereit sind. Ihr Risiko ist gering, denn die Produzenten verfügen bereits über ein marktfähiges Produkt. Dieser Absatzkanal ist für Produzenten und Konsumenten interessant, weil er den Zwischenhandel ausschaltet.
Ermöglichen Sie die Entwicklung von Lieferketten und Neuheiten! Dies, indem Sie zum Beispiel neue Produkte testen, Feedback geben oder Produzenten bei ihrem nächsten Entwicklungsschritt finanziell unterstützen. Dabei erleben Sie mit, wie sich Produkt und Lieferkette entwickeln.
Hier sehen Sie alle abgeschlossenen Projekte von der Plattform Marktzugang auf einen Blick. Sie erfahren, wo die Produkte inzwischen erhältlich sind oder ob die Produzenten noch einen Handelspartner suchen.